Der Jakob Ess-Weg vom Vorderen Pfannenstiel bis zur Forch

1. Kapitel.
Der Weg besteht, ist aber nicht bezeichnet.
Darum kennt ihn kaum jemand!

 

Seit Jahren besteht ein vielbegangener Wanderweg vom Vord. Pfannenstiel über die Guldenen zur Forch. Im Frühling und im Herbst ist jedoch ein Weg mit mehr Sonne entlang den Waldrändern ein Bedürfnis. Von 1972 bis 1976 baute die Gemeinde Meilen den Anfang dieses Weges von der Bushaltestelle Vord. Pfannenstiel bis zur Breiti oberhalb Toggwil. 1978 errichtete die Gemeinde Meilen zu Ehren von Dr. h. c. Jakob Ess einen Gedenkstein und gab dem Weg den Namen Jakob Ess-Weg.

Die Fortsetzung dieses Weges über den Felsengrund und den Rütihof bis zur Bahnstation Forch besteht bereits. Sie liegt im Gebiet der Gemeinden Herrliberg und Küsnacht. Auch diese Fortsetzung sollte die Bezeichnung Jakob Ess-Weg erhalten zum Gedenken an den Gründer der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege, dem die Medizinische Fakultät der Universität Zürich 1962 die Würde eines Ehrendoktors verliehen hat "als Schöpfer und Planer unserer Wanderwege und Förderer der Volksgesundheit".

Wer realisiert die durchgehende Benennung und Signalisierung dieses Weges als Jakob Ess-Weg? 



GrossformatGrossformat

Karte 1. Überblick

 

Grossformat Grossformat

Ausschnitt aus der Karte 2, Massstab 1  25'000.

Die gesamte Karte kann angeklickt werden im JPG-Format (767KB) oder im PDF-Format (1'776KB)

Der Verlauf der bestehenden Wege, welche als durchgehender Jakob Ess-Weg benannt und signalisiert werden sollen, wurde bei wichtigen Kreuzungen und Abzweigungen mit roten Kreisen markiert. 

Der in diesem Kapitel beschriebene und bereits gebaute Weg wird im folgenden Kapitel mit "obere Variante" bezeichnet.

2. Kapitel
Geschichte und Variantenstudien

 

Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung Kurzfassung
1968 die Idee: Ein Aussichtsweg Vorderer Pfannenstiel - Rütihof - Forch
1972 Wegbau: Vorderer Pfannenstiel - Hirzenberg
1973 Freileitung: Vergeblicher Widerstand der Bevölkerung
1974 Rahmenkredit für Fusswege in Meilen: Ohne Erfolg
1976 Wegbau: Hirzenberg - Breiti
1978 die Ehrung: Jakob Ess-Weg
1968 bis 1978:
Die Geschichte einer Idee - sie ist weitgehendend realisiert
2001 eine Bilanz: Der Jakob Ess-Weg Vorderer Pfannenstiel - Rütihof - Forch ist baulich fast vollendet
Die Weglücke beim Arbach
Die Weglücke im Rappentobel
Die Umgehung der Weglücken Arbach und Rappentobel
Verzicht auf den Bau der Weglücken Arbach und Rappentobel
Die Schaffung eines durchgehenden Jakob Ess-Weges
Der Jakob Ess-Weg in Bildern
2001:
Die Idee von 1968 wird aufgegriffen und weiter bearbeitet.

Kurzfassung

Von der Bus-Haltestelle Vorderer Pfannenstiel aus führt ein viel begangener regionaler Wanderweg über den Rücken des Pfannenstiels bis zur Bahn-Station Forch. In den sonnenarmen Jahreszeiten wäre eine Wegverbindung erwünscht, die auf der Südseite des Pfannenstielrückens hauptsächlich den Waldrändern entlang verlaufen würde.
     In diesem Sinne veröffentlichte der Verkehrs- und Verschönerungsverein Meilen im Jahre 1968 das Vorprojekt für einen rund 10 Kilometer langen Aussichtsweg auf der Zürichseeseite des Pfannenstielrückens. Dieser Weg wurde geplant vom Vorderen Pfannenstiel über den Rütihof bis zur Forch. In Meilen und Küsnacht sind inzwischen grosse Teilstücke dieses Weges gebaut worden. In Meilen gab der Weg Anlass zur verdienten Ehrung des Wanderwegpioniers Dr. h.c. Jakob Ess. Seither ist die Idee des durchgehenden Aussichtsweges leider bei den massgebenden Instanzen in Vergessenheit geraten. 
     Diese Webseite schildert die Geschichte einer Idee und deren weitgehenden Realisierung. Für eine untere Variante des Jakob Ess-Weges müssten noch zwei Weglücken gebaut werden, nämlich im Arbach in der Gemeinde Herrliberg und im Rappentobel in der Gemeinde Meilen.
     Eine obere Variante hingegen ist zwar heute schon begehbar, aber recht schwer aufzufinden.


Bild rechts:
Ausgezogene Linie: Neuer Weg auf der Südseite des Pfannenstielrückens
Gestrichelte Linie: Bestehender Weg auf dem Grat des Pfannenstiels

Gefordert ist die Zusammenarbeit der Gemeinden Meilen, Herrliberg und Küsnacht, einen regionalen Jakob Ess-Weg vom Vorderen Pfannenstiel bis zur Forch zu schaffen.




Grossformat

 

Eine gedrängte Zusammenstellung dieser Webseite ist auf Seite 64 bis 67 des Heimatbuches Meilen 2001 erschienen. Bezug des Heimatbuches über die Webseite www.heimatbuch-meilen.ch
     Der Artikel im Heimatbuch wurde im Juli 2001 abgeschlossen; die vorliegende Webseite ist aktueller.

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Heimatbuch Meilen 2001, ISBN 3-908706-00-9

1968 die Idee: Ein Aussichtsweg Vorderer Pfannenstiel - Rütihof - Forch

"Von der Forch zum Vorderen Pfannenstiel führt heute - grösstenteils durch den Wald - ein Wanderweg, welcher sehr viel begangen wird. An der letzten Vorstandssitzung hat der VVM Stellung genommen zum Vorprojekt eines zusätzlichen Wanderweges, welcher in schönster Aussichtslage vor allem dem Waldrand entlang führt und dieselben Ausgangspunkte verbindet, wie der bestehende Weg. In den sonnenarmen Jahreszeiten würde die Bevölkerung einen solchen Weg sehr schätzen. Wir erlauben uns, Sie um Ihre Stellungnahme zu diesem Vorschlag zu bitten."
     Mit diesen Worten begrüsste der VVM am 22. Dezember 1969 die Gemeinderäte von Meilen, Herrliberg und Küsnacht sowie die Verkehrs- und Verschönerungsvereine von Herrliberg und Küsnacht. Beigelegt waren Vorprojektpläne (Anmerkung 1), in denen die Linienführung des Aussichtsweges dargestellt war.
     Das Projekt von rund 9 km Länge enthielt etwa 3 km vorhandene und rund 6 km neu zu erstellende Wege. Vorgesehen waren vor allem Wege entlang Waldrändern, je nach Situation aber auch Teilstücke, die ganz im Wald lagen oder übers offene Feld führten. Der Weg verläuft vom Vorderen Pfannenstiel bergwärts von Toggwil und dem Hof Aarbach bis zur Schönalp, dann zu den beiden Weilern Hasenacher und Rütihof und anschliessend meistens den Waldrändern entlang bis zur Forch.
Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Meilen (VVM) gelangt an alle drei betroffenen Gemeinden: Meilen, Herrliberg und Küsnacht.


Schon nach einer Woche teilte der Gemeinderat Küsnacht dem VVM mit, dass er die Anfrage seiner Baukommission zur Prüfung und Antragstellung unterbreitet habe. Am 19. Februar 1970 stimmte der Gemeinderat dem Vorprojekt grundsätzlich zu. Er unternahm gleichzeitig die ersten Schritte, indem er die Baukommission damit beauftragte, "mit den in der Gemeinde Küsnacht für die Weganlage in Frage kommenden Grundeigentümern Verhandlungen über den Erwerb der dem öffentlichen Gebrauch dienenden Fusswegrechte zu führen." Küsnacht: Erteilt der Baukommission den Auftrag, Wegrechtsverhandlungen aufzunehmen
Der Gemeinderat Herrliberg spricht sich ebenfalls für die Realisierung dieses Weges aus. Er findet aber, der VVM habe in seinem Vorprojekt die mutmasslichen Baukosten mit Fr. 50'000 bis 100'000 für die Gemeinde Herrliberg reichlich hoch geschätzt . "Der Gemeinderat behält sich das Recht vor, über Detailfragen separat Beschluss fassen zu können." Herrliberg: "Die Kosten sind zu hoch geschätzt."
Mit Beschluss vom 17. Februar 1970 stimmt auch der Gemeinderat Meilen dem Projekt des VVM grundsätzlich zu. Wie der Gemeinderat von Herrliberg, beschäftigen ihn vor allem die Kosten: "Zwecks Erhältlichmachung eines Beitrages von den übrigen, unteren Seegemeinden, Zumikon, Zollikon und Erlenbach, sowie eventuell von der Stadt Zürich, wird das Projekt einer nächsten Sitzung der Regionalplanungsgruppe Pfannenstiel zur Stellungnahme unterbreitet."
     Die Regionalplanung kümmerte sich nicht gross um diesen Weg; es bedurfte vielmehr der Initiative des frisch gewählten Tiefbauvorstandes Hans Holenweg, dass zwei Abschnitte dieses Weges innert weniger Jahre gebaut wurden. Mit Steuergeldern aus Meilen, auch für "Fremde".
Meilen: Möchte die Kosten auf weitere Kreise verteilen.


Der VVM lud die Gemeinderäte und die Vorstandsmitglieder der Verkehrs- und Verschönerungsvereine der drei beteiligten Gemeinden ein, das Trasse des projektierten Weges zu begehen. Am Sonntagmorgen des 10. Mai 1970 erschien die stattliche Zahl von 26 Personen beim Vorderen Pfannenstiel, liess sich das Projekt erklären, und machte sich dann auf den Weg: Streckenweise über vorhandene Wege, und dort, wo der Weg noch nicht gebaut war über Stock und Stein. Gegen Mittag trafen alle auf der Forch ein, begeistert von den Eindrücken, die sie bei der Wanderung erlebt hatten.
     Der Gemeinderat Meilen liess sich bei diesem Anlass vertreten durch Walter Gisler und Max Brändli; vom VVM erschienen Hans Ammann jun., Heidi Brandenberger, Christoph Maag jun., Paul Märki, Rudolf Rüegg und Niklaus Schleiffer. Von Herrliberg nahmen teil zwei Gemeinderäte, von Küsnacht zwei Gemeinderäte und vier Mitglieder des Verkehrs- und Verschönerungsvereines.

Anmerkung 1. Vorprojekt vom 14. Juni 1969: "Wanderweg Forch bis Vorderer Pfannenstiel". Projektverfasser: Paul Märki, Präsident des VVM (1962-1974) und Gemeindeingenieur von Meilen (1960-1972). Das Vorprojekt besteht aus den beiden folgenden Plänen:
- Situation 1:25'000 mit Längenprofil 1:25'000 / 2'500,
- Situation 1 : 5'000.

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Wanderung entlang dem projektierten Weg


Grossformat

Sonntag 10. Mai 1970, 07h 30: Beginn der Wanderung zur Forch bei der inzwischen abgebrochenen Scheune im Hirzenberg, dort wo wenig später der Rastplatz gebaut wurde. Paul Märki heftete sein Projekt an die Wand der Scheune und erklärte den Anwesenden den Verlauf des projektierten Weges.

1972 Wegbau: Vorderer Pfannenstiel - Hirzenberg

Um 1971 erstellte die Gemeinde Meilen am früheren Standort einer alten Scheune einen neuen Rastplatz mit einer grosszügigen Überdachung, Sitzbänken, Feuerstelle und Brunnen. Der Zugang erfolgte über einen bestehenden Weg vom Hinteren Pfannenstiel her. Rastplatz Hirzenberg
Am 26. Januar 1972 beschliesst der Gemeinderat, als 1. Teilstück des Weges die 440 m lange Strecke bis zur projektierten Raststätte Hirzenberg mit einer Breite von 3.2 m erstellen zu lassen. Er genehmigt die Wegrechtsverträge mit den Grundeigentümern H. Weber, T. Steiger und Erben F. Brupbacher. Für Baumaterial und Wegrechtsentschädigungen beschliesst er in eigener Kompetenz einen Kredit von Fr. 37'000.-. Die Arbeiten werden noch im Winter durch die Strassenarbeiter unter Leitung von Tiefbauvorstand Hans Holenweg (Anmerkung 2) ausgeführt.
     Im Jahresbericht 1972 verdankt der VVM seinem Vorstandsmitglied Hans Holenweg und dem Strassenmeister Hans Hugentobler mit seinen Mitarbeitern die gute Arbeit.
Bau des Weges vom Vorderen Pfannenstiel bis zum Rastplatz Hirzenberg

Bild rechts:
Neuer Weg. Darstellung auf Wanderkarte Kanton Zürich 1:25'000, Blatt 5, Zürichsee Pfannenstiel. Herausgegeben 1995 von den ZAW, Zürcher Wanderwege.

 

Im Grossformat ein Plan aus dem Jahre 1972.

Grossformat
Frau Margrit Kindlimann, Aktuarin des VVM (Verkehrs- und Verschönerungsverein Meilen) verwendet die Berichterstattung in der NZZ und einen Plan des neuen Weges für den Versand von 750 Werbebriefen. Dadurch gewinnt der Verein 182 neue Mitglieder und erreicht einen Mitgliederbestand von 412 Personen.

Anmerkung 2: Hans Holenweg war Gemeinderat in Meilen von 1970 bis 1980.

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Vollständiger Text

1973 Freileitung: Vergeblicher Widerstand der Bevölkerung

Nachstehend werden nur einige wenige Streiflichter gezeigt zu den erbittert geführten, aber erfolglosen Streitigkeiten zwischen Behörden und engagierten Frauen und Männern aus der Bevölkerung, die sich gegen die Freileitung wehrten. Anschliessend behandelt der Verfasser etwas ausführlicher die allgemeinen Erkenntnisse, die man im Hinblick auf ähnliche zukünftige Probleme gewinnen kann.


Bild rechts:
Freileitung entlang dem Jakob Ess-Weg. Sie stört erheblich den Ausblick auf Alpen und See.
Grossformat
Bild rechts:
Die umstrittene Freileitung am Pfannenstiel gehört zur Speiseleitung von Aathal nach Herrliberg. Skizze nach der Vorlage im Grossformat. (Anmerkung 3).
Grossformat
Am 28. Januar 1970 orientierte der Gemeinderat darüber, dass die bestehende Freileitung vom Vorderen Pfannenstiel bis zur Gemeindegrenze beim Hof Arbach durch eine neue Leitung ersetzt werde. Niemand reagierte. Information in der Zürichsee-Zeitung, Rubrik Gemeinderatsverhandlungen
Zwei Jahre später wurden die Betonmasten aufgestellt. Erst dies löste eine Lawine von Protesten aus. Die Zürichsee-Zeitung sammelte Unterschriften und veröffentlichte Leserbriefe aus allen Teilen der Schweiz. Bereits am 27. Januar 1973 meldete die Zürichsee-Zeitung 2727 Unterschriften aus einer Postkarten- und Listenaktion. 2727 Proteste aus der ganzen Schweiz
In der Antwort auf eine Kleine Anfrage von Kantonsrat Ernst Berger wies der Regierungsrat darauf hin, dass die neue Freileitung lediglich eine bestehende Freileitung ersetze, und dass eine Teilverkabelung bei den Übergangsstellen unerwünschte Bauten erfordert hätte (Anmerkung 5). Schildbürgerstreich am Pfannenstiel? - Kleine Anfrage im Kantonalen Parlament (Anmerkung 4)
Die Generalversammlung des VVM unterstützte am 5. Februar 1973 eine Initiative "Keine Freileitungen am Pfannenstiel". Der VVM wirft dem Gemeinderat Meilen und den NOK vor, dass diese lediglich davon sprechen, dass eine Verkabelung zu teuer sei, und dass sie nicht Stellung nehmen dazu, dass in der Initiative auch empfohlen wird, teilweise eine andere Linienführung zu studieren. Die Pressemitteilung des VVM schliesst mit den Worten "Der VVM hat im Dezember 1969 den Bau eines Wanderweges auf dem Südhang des Pfannenstiel, zwischen Forch und Vorderer Pfannenstiel angeregt. Dieser würde durch diese Freileitung stark beeinträchtigt (Anmerkung 6)."
     Die Initiative "Keine Freileitungen am Pfannenstiel" vom 15. Januar 1973 wurde von 1221 Meilemern, rund einem Fünftel der damals allein stimmberechtigten Männer am 15. Februar 1973 dem Gemeinderat eingereicht. Als Initiant zeichnete W. M. Müller; Erstunterzeichner waren: Ernst Berger, Dr. Christoph Blocher, Paul Märki, Willibald Weber und Walter Winter (Anmerkung 7).
Initiative "Keine Freileitung am Pfannenstiel"
Die Initiative wurde an der vorberatenden Gemeindeversammlung vom 29. Juni 1973 behandelt. Weil die Folgekosten in der Grössenordnung von 5 Millionen Franken bei Annahme der Initiative die Kompetenz der Gemeindeversammlung überschritten hätten, hatte der Gemeinderat auf den 29. September 1973 eine Urnenabstimmung angesetzt.
     Der Initiant stellte an der Gemeindeversammlung einen Abänderungsantrag. Er bat den Gemeinderat, für eine Teilverlegung der Freileitung eine Kreditvorlage auszuarbeiten, welche innerhalb der Finanzkompetenz (500'000 Franken) der Gemeindeversammlung liegen sollte. Eine eindeutige Mehrheit der Gemeindeversammlung lehnte jedoch diesen Antrag ab.
     Der Initiant zog wenig später die Initiative zurück und die vorgesehene Urnenabstimmung fand nicht statt.
Misserfolg der Initiative an der Gemeindeversammlung und Rückzug
Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis sich ein Anlass bietet, über die störende Freileitung neu zu befinden. Der Verfasser möchte aber drei Schlussfolgerungen ziehen, die ganz allgemein gelten für raumplanerische Entscheidungen, und die auch an vielen anderen Beispielen illustriert werden können: Ein Musterbeispiel für schlechtes Vorgehen im Hinblick auf wichtige raumplanerische Entscheidungen
Nachdem der Gemeinderat Meilen der NOK bereits 1970 einen positiven Vorentscheid für den Neubau der Hochspannungsleitung gegeben hatte, fühlte er sich moralisch daran gebunden. Die wichtigsten Entscheide fallen oft am Anfang
Bei vielen Sachverhalten genügt eine verbale Information. Dazu ein Beispiel: "Die Kirche Meilen wird zwecks Erweiterung der Seeanlage abgebrochen" als kleine Notiz im Meilemer Anzeiger würde genügen, um die Reaktion der Bevölkerung erkennen zu können. Für die Erneuerung einer Freileitung entlang einem Aussichtsweg genügt eine solche Information nicht. Die Öffentlichkeit kann nur mit Fotomontagen sachgerecht informiert werden. Heute würde man dies mit elektronischen Hilfsmitteln machen, 1970 hätte man dies mit den damals üblichen klassischen Methoden darstellen können (Anmerkung 8).
     Der Gemeinderat Meilen hatte keinerlei zusätzliche Entscheidungsgrundlagen verlangt. Statt dessen hatte er lediglich darauf hingewiesen, dass die neue Freileitung auf Betonmasten in Abständen von 120 bis 160 Metern vorgesehen sei. "Diese Kabelführung tritt anstelle der heute bestehenden Leitung, welche von Holzmasten in Abständen von rund 40 Metern getragen wird. Durch diese Änderung wird in landschaftlicher Hinsicht eher eine Verbesserung erreicht, sodass sich der Gemeinderat unter Anerkennung der Notwendigkeit dieser Leitung für die Stromversorgung genötigt gesehen hat, auf eine Inhibition zu verzichten." (Anmerkung 9)
     Eine Argumentation, die zwar vernünftig tönte, die im konkreten Fall aber falsch war, wie sich nachträglich zeigte.
Die Information der Öffentlichkeit soll dem Projekt angepasst sein
Der Gemeinderat Meilen begegnete der Opposition mit dem Argument, dass eine Verkabelung ausserordentliche Mehrkosten verursachen würde. Dies ist richtig.
     In einer frühen Planungsphase hätte die Behörde jedoch drei Varianten mit entsprechenden Kostenschätzungen und Fotomontagen verlangen müssen: Die Variante Verkabelung und zwei Varianten für andere mögliche Linienführungen. Ohne diese Grundlagen hat der Gemeinderat Meilen nur einen emotionalen Entscheid fällen können, über den sich bis heute Tausende von Spaziergängern auf dem Jakob Ess-Weg geärgert haben.
Zu einer guten Planung gehören Varianten
Anmerkung 3: NZZ vom 4. Februar 1973
Anmerkung 4: Zürichsee-Zeitung vom 12. Dezember 1972
Anmerkung 5: Zürichsee-Zeitung vom 9. Februar 1973
Anmerkung 6: Brief des VVM an die Zürichsee-Zeitung vom 6. Feb. 1973
Anmerkung 7: Zürichsee-Zeitung vom 27. Juni 1973
Anmerkung 8: Ein gutes Beispiel für eine zweckmässige Information der Öffentlichkeit hat der damalige Ortsplaner von Meilen, Rolf Meyer - von Gonzenbach in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts geschaffen. Mit zahlreichen Skizzen zeigte er der Meilemer Bevölkerung, wie sich die erste Bauordnung von Meilen voraussichtlich auf unser Dorf- und Landschaftsbild auswirken würde.
Anmerkung 9: Zürichsee-Zeitung vom 28. Januar 1970 mit Wiederholung am 1. Februar 1973

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

1974 Rahmenkredit für Fusswege in Meilen: Ohne Erfolg

1974 unterbreitete der damalige Tiefbauvorstand Hans Holenweg dem Gemeinderat den Antrag, durch die Stimmberechtigten einen Rahmenkredit von 1.5 Millionen Franken zu bewilligen zu lassen, damit in Koordination mit laufenden privaten Bauvorhaben während 6 Jahren kurzfristig Weg- und Trottoirbauten erstellt werden könnten, ohne dass für jeden Abschnitt die Gemeindeversammlung hätte bemüht werden müssen. Der Gemeinderat wies in seinem Beschluss vom 9. September 1974 auf folgende, in jenen Jahren realisierte Beispiele hin:

 

  • Trottoir entlang der Korporationsstrasse vom Restaurant Vorderer Pfannenstiel bis zum Waldrand und von hier aus frei geführter Weg zur Okenshöhe,

  • Althaufussweg, von der Burgstrasse zur Mittelbergstrasse,

  • Stocklenweg, von der Bergstrasse bis zur Strasse In der Appenhalten,

  • Frei geführtes Trottoir entlang der Pfannenstielstrasse, von der Strasse Auf der Halten bis Friedrichstall,

  • Aussichtsweg von der Korporationsstrasse beim Vorderen Pfannenstiel bis zur Raststätte Hirzenberg,

  • Beugenbachfussweg, von der Pfannenstielstrasse zur Strasse In der Au.

  • Weiter vorgesehen waren bereits zu diesem Zeitpunkt:

  • Vogtacherfussweg auf der Geländekante Burgrain, zwischen Burgstrasse und Althaufussweg,

  • Chorherrenweg von der Plattenstrasse bis zum Schiltrain.

Die Idee eines Rahmenkredites für Fusswege
Der Gemeinderat stimmte dem Antrag von Hans Holenweg zu. Dass die Behörde vielleicht nur halbherzig hinter der Idee stand. kann man zwischen den Zeilen des Beschlusses herauslesen. Statt die Gemeindeversammlung entscheiden zu lassen, wurde nämlich ein Vernehmlassungsverfahren durchgeführt bei: Wachtvereinigung Obermeilen, Quartierverein Feldmeilen, VVM, Naturfreunde Meilen und Privatwaldverband Meilen. Das Ergebnis der Vernehmlassung liegt nicht bei den Akten des VVM. Die Idee des Rahmenkredites wurde nicht weiter verfolgt.

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Vernehmlassung und Versenkung in einer Schublade

1976 Wegbau: Hirzenberg - Breiti

Von seiner früheren Arbeit als Gemeindeingenieur weiss der Verfasser, dass eine Verwaltung oft bedächtig arbeitet und manches Dossier blieb wochenlang auch auf seinem Pult liegen. Wenn sich aber der damalige Tiefbauvorstand Hans Holenweg für etwas begeisterte, konnte es auch mal sehr rasch gehen. Dies sei belegt an der Chronologie des Wegabschnittes Hirzenberg-Breiti:
  • 8. Januar 1976: Das Bau- und Vermessungsamt zeichnet Situation und Längenprofil,
  • 14. Januar 1976: Die Wegrechte werden beurkundet,
  • 26. Januar 1976: Hans Holenweg schreibt den Kostenvoranschlag und den technischen Bericht,
  • 3. Februar 1976: Der Gemeinderat genehmigt das Projekt,
  • 26. April 1976: Die Gemeindeversammlung gewährt den Kredit von Fr. 125'000.-,
  • 1976: Der Weg wird gebaut.
Mit Hans Holenweg konnten die Mühlen der Verwaltung auch rasch mahlen.
Bild rechts:
Neuer Weg, Abschnitt Hirzenberg - Breiti. Darstellung auf Wanderkarte Kanton Zürich 1:25'000, Blatt 5, Zürichsee Pfannenstiel. Herausgegeben 1995 von den ZAW, Zürcher Wanderwege.

 

Im Grossformat Darstellung aus dem Jahre 1976. (Anmerkung 10)

Grossformat
Der Weg verläuft meistens dem Waldrand entlang. Diese Linienführung hat den Vorteil, dass der Weg sowohl der Holzabfuhr als auch der Bewirtschaftung der Felder dient. Nachteilig ist hingegen, dass sich die ökologisch besonders wertvolle Vegetation entlang des Waldrandes wegen des Weges nicht frei entfalten kann. Vor- und Nachteile eines Waldrandweges
Der Weg wurde unter der Bauleitung des Tiefbauvorstandes durch die Firma Gebrüder Schneider AG und die Strassenwärterequipe der Gemeinde Meilen gebaut. Er ist 765 m lang, 3.5 m breit und weist ein maximales Gefälle von 16 % auf. In der Schlussabrechnung (Anmerkung 11) werden wegen des schwierigen Baugrunds Mehrkosten von Fr. 31'000 ausgewiesen. Schwieriger Baugrund
Anmerkung 10: Weisung an die Stimmberechtigten zur Gemeindeversammlung vom 26. April 1976
Anmerkung 11: Schlussabrechnung, genehmigt durch die Gemeindeversammlung vom 24. April 1978.

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

1978 die Ehrung: Jakob Ess-Weg

Heute ist klar, welches der Jakob Ess-Weg ist. Bis zum Zeitpunkt dieser Namengebung zu Ehren des Wanderwegpioniers aus Meilen waren aber zahlreiche verschiedene Namen im Gespräch. Die nachstehende Tabelle zeigt, wann welcher Name zum ersten Mal aufgetaucht ist: Ein Weg mit vielen Namen
1969-1970, Veröffentlichung der Wegidee durch den Verkehrs- und Verschönerungsverein Meilen (VVM) Wanderweg Vorderer Pfannenstiel bis Forch oder Aussichtsweg
26. Januar 1972 Gemeinderatssitzung Meilen Pfannenstielweg
14. Januar 1976 Projektmappe des Bau- und Vermessungsamtes Hirzenbergfussweg
26. April 1976 Weisung an die Stimmberechtigten zur Gemeindeversammlung Panoramaweg oder Sonnenweg
5. Oktober 1976 Gemeinderatssitzung Sonnenweg am Pfannenstiel, Sunneweg oder Hirzenbergweg
Spassige Vermengung des Namens des Tiefbauvorstandes Hans Holenweg mit dem von ihm erstellten Weg Holenweg
23. Dezember 1977 Schlussabrechnung des Bau- und Vermessungsamtes Eichhaldenweg
13. September 1978 Feierliche Namengebung durch den Gemeinderat bei der Einweihung des Jakob Ess-Gedenksteines Jakob Ess-Weg
Jakob Ess lud den Vorstand des VVM oft zu Vorstandssitzungen ein in sein Heim an die Pfannenstielstrasse 68. Bei den Erneuerungswahlen pflegte er zu sagen, dass er gerne weiterhin im Vorstand mitarbeite, solange in den Sitzungen nicht geraucht werde. Der Verfasser erinnert sich daran, mit Jakob Ess bereits lange vor der Projektierung über die Idee der Wegverbindung Vorderer Pfannenstiel - Rütibühl - Forch gesprochen zu haben. Jakob Ess war begeistert von der Idee, wies aber darauf hin, dass die Vereinigung Zürcher Wanderwege nicht die Aufgabe habe, Wegprojekte zu fördern, dass sie aber bestimmt den fertigen Weg signalisieren werde. Jakob Ess im Vorstand des VVM: Nicht rauchen während der Sitzungen
Aus dem Jahresbericht 1962 des VVM: "Unserem langjährigen Mitglied, Herrn J. J. Ess wurde von der medizinischen Fakultät der Universität Zürich die Würde eines Ehrendoktors verliehen für seine erfolgreiche Tätigkeit als Förderer der Wanderwege. Der VVM freut sich sowohl über die verdiente Ehrung seines Vorstandsmitgliedes als auch über die Anerkennung, welche die Universität Zürich den Bestrebungen für die Wanderwege im Dienste der Volksgesundheit zukommen liess."
     Jakob Ess hatte im Vorstand des VVM die Aufgabe der Berichterstattung in Presse. Sein Tod war auch für den VVM ein schwerer Verlust: "Der Verein verliert einen geschätzten, treuen Mitarbeiter, dessen Begeisterung und Initiative uns viel Jüngere immer wieder anspornte (Anmerkung 12)."
Jakob Ess, Ehrendoktor der Universität Zürich
Am Mittwoch, den 13. September 1978 begrüsste Gemeindepräsident Hans Hauser zur Enthüllung des Gedenksteines von Dr. h.c. Jakob Ess dessen Witwe, Frau Anna Hess und dessen Sohn, Prof. Dr. Hans Ess. An der Gedenkfeier waren auch anwesend Tiefbauvorstand Hans Holenweg, Werner Bolleter als Schöpfer des Gedenksteines, Alfred Dübendorfer als Geschäftsführer der Zürcherischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege, Paul Kläger als Berichterstatter des Meilemer Anzeigers und Hans Pfenninger, der den Gemeinderat auf den 10. Todestag von Jakob Ess aufmerksam gemacht hatte.
     Der Stein wurde von der Gemeinde Meilen errichtet zum Andenken des am 12. September 1968 verstorbenen Jakob Ess. Der 1889 als Bauernsohn im thurgauischen Neuwilen Geborene wurde im Jahre 1924 an die Sekundarschule Meilen berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1955 wirkte. Jakob Ess gründete 1933 die Zürcherische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege (ZAW) und zwei Jahre später die Dachorganisation, die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege (SAW). Jakob Ess publizierte viele Wanderbücher und leitete unzählige Wanderungen. Im Keller seines Hauses bemalte und beschriftete er persönlich die ersten gelben Wegweiser. 1962 verlieh ihm die Medizinische Fakultät der Universität Zürich die Würde eines Ehrendoktors, weil er "als Schöpfer und Planer unserer Wanderwege zum Förderer der Volksgesundheit" geworden sei (Anmerkung 14).
Die Ehrung von Dr. h.c. Jakob Ess am 13. September 1978




Grossformat

Ess-Gedenkstein am Jakob Ess-Weg. Zeichnung von Walter Appenzeller (Anmerkung 13)

Anmerkung 12: Jahresbericht 1968 des VVM, verfasst von Paul Märki am 23. Februar 1969.
Anmerkung 13: Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers übernommen aus: Walter Appenzeller, Auf Wanderwegen rund um den Zürichsee, Zürich, 3. Auflage 1999.
Anmerkung 14: Quelle: Meilemer Anzeiger vom 22. September 1978

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

2001 eine Bilanz: Der Jakob Ess-Weg Vorderer Pfannenstiel - Rütihof - Forch ist baulich fast vollendet

a) Gemeinde Küsnacht
Walter Appenzeller (Anmerkung 15), Vorstandsmitglied des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Küsnacht erinnert sich noch gut an die Begehung des Wegtrasses im Jahre 1969. Seither sind in Küsnacht alle Wegstrecken im Rahmen der Ergänzung des Waldstrassennetzes gebaut worden. Walter Appenzeller war sich beim Bau der verschiedenen Wegabschnitte in Küsnacht stets bewusst, dass sie Bestandteil eines Weges zwischen Forch und Vorderem Pfannenstiel sind.

b) Gemeinde Meilen
In Meilen wurde der östliche Teil des Weges erstellt, wie dies in den vorangehenden Kapiteln geschildert wurde. Der westliche Teil ist Rahmen der Waldzusammenlegung ebenfalls in den 1970-er Jahren gebaut worden. Diese Waldstrassen entsprechen in ihrer Linienführung zwar nicht genau dem ursprünglich vorgesehenen Wegprojekt, doch können sie als Bestandteile des durchgehenden Aussichtsweges verwendet werden. Somit sind in diesem Bereich keine zusätzlichen Wegbauten mehr nötig. In Meilen fehlt nur noch ein Fussweg im Rappentobel, der bei jedem Wetter begangen werden kann.

c) Gemeinde Herrliberg
In der Gemeinde Herrliberg hätte nur ein kurzes Wegstück Arbach (östlich der Schönalp) gebaut werden müssen. Dieses ist in Vergessenheit geraten. Auch ein Planer der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel weiss nichts von einem durchgehenden Wegprojekt (Anmerkung 16), denn leider wurde der Weg nicht im regionalen Verkehrsrichtplan aufgenommen.
Nach 32 Jahren ist der Aussichtsweg beinahe fertig gebaut


a) Küsnacht. Alle Wege sind gebaut
b) Meilen. Weglücke Rappentobel. Alle übrigen Wege sind gebaut.
c) Herrliberg. Weglücke Arbach. Alle übrigen Wege sind gebaut.

93 % des Weges Vorderer Pfannenstiel - Rütihof - Forch sind heute gebaut:

3.4 km oder 36 % des Weges bestand schon 1969,
5.4 km oder 57 % des Weges wurde zwischen 1970 und 2000 gebaut,
0.7 km oder  7 % des Weges fehlen.




Bild rechts:
Aussichtsweg Vorderer Pfannenstiel - Rütihof - Forch. Stand der Realisierung im Jahre 2001. 
Grüne Linie: Neuer Weg. Rote Kreise: Die beiden Lücken im Arbach und im Rappentobel

Im Grossformat des Bildes rechts sind die heute markierten Wanderwege mit roten Linien dargestellt (Anmerkung 17).
Bilanz in allen drei Gemeinden

 Grossformat
Anmerkung 15: Interview mit Walter Appenzeller vom 19. Juni 2001
Anmerkung 16: Interview mit Hellmut Ringli vom 19. Juni 2001
Anmerkung 17: Ausschnitt aus der Landeskarte 1:50'000, Blatt 226 T, Offizielle Wanderkarte der SAW. Ausgabe 1990 / 1994

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Die Weglücke beim Arbach

Die Weglücke beim Arbach könnte wohl am einfachsten durch den Bau des Verbindungsstückes A-B geschlossen werden. Für diese Weglücke und auch für das bestehende Wegstück vom Felsendrund bis zum Punkt A müssten ferner allfällig fehlende öffentliche Wegrechte erworben werden.
     Die Kosten werden in der Grössenordnung von 100'000 bis 200'000 Franken liegen.
     Es sind auch andere, ähnliche verlaufende Wegverbindungen denkbar.









Bild rechts:
Grüne Linie im oberen Teil des Bildes: Neuer Jakob Ess-Weg
Roter Abschnitt A-B: Fehlendes Wegstück Arbach
(Ausschnitt aus der Wanderkarte Kanton Zürich 1:25'000, Blatt 5, Zürichsee Pfannenstiel. Herausgegeben 1995 von den ZAW, Zürcher Wanderwege. Die markierten Wanderwege sind hier dunkelrot eingezeichnet.)
Die fehlende Wegverbindung A-B führt durch fast ebenes Gelände.


Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Die Weglücke im Rappentobel

Durch das Rappentobel führt ein rund 300 m langes Wegstück D-E  als schmaler Fussweg. Dieser Weg ist bei schlechtem Wetter und bei Hochwasser kaum begehbar. Zwar ist im Verkehrsrichtplan von 1997 der Ausbau des Weges vorgesehen. Der Weg führt jedoch durch ein 1990 errichtetes Naturreservat und es ist abzuklären, wie weit ein Ausbau als Fussweg diesem Reservat schaden würde. Nachstehend folgen einige grundsätzliche Überlegungen zu diesem Zielkonflikt.

 

 

 

 


Bild rechts:
Grüne Linie: Neuer Jakob Ess-Weg
Roter Abschnitt D-E: Fehlendes Wegstück Rappentobel
Blau punktierter Bereich zwischen Toggwil und Punkt G:
     Naturwaldreservat Rappentobel Meilen
(Ausschnitt aus der Wanderkarte Kanton Zürich 1:25'000, Blatt 5, Zürichsee Pfannenstiel. Herausgegeben 1995 von den ZAW, Zürcher Wanderwege. Die markierten Wanderwege sind hier dunkelrot eingezeichnet.)

Zielkonflikt im Naturreservat Rappentobel


Am 10. Oktober 1990 liess der Gemeinderat Meilen die Stiftungsurkunde über die Errichtung der "Stiftung Naturreservat Rappentobel Meilen" beurkunden.
     Der Umfang des Reservates ist mit blauen Punkten auf der Karte oben eingezeichnet. Die Grundeigentümer verpflichten sich gegenüber der Stiftung, ihr Wald dem Stiftungszweck entsprechend zu nutzen. Der Holzertrag wäre im steilen Rappentobel kleiner als die von der Stiftung ausgerichteten Dienstbarkeitsentschädigungen; darum verzichten die Landeigentümer zugunsten der Stiftung oft auf die Auszahlung solcher Entschädigungen.
1990: Stiftung Naturreservat Rappentobel
Artikel 3, Zweck: Die Stiftung setzt sich für ökologisch wertvolle Flora und Fauna im Rappentobel ein. Zielsetzungen sind insbesondere:
  • Errichtung und Betreuung eines Naturwaldreservates;
  • Waldbaulich-wissenschaftliche Untersuchungen;
  • Erhaltung der Lebensräume schützenswerter Pflanzen und Tiere;
  • Förderung der natürlichen Entwicklung einheimischer Flora und Fauna;
  • Reduktion der Nadelholzbestände zugunsten eines standortgerechten, artenreichen Laubmischwaldes;
  • Förderung der Bildung von Alt- und Totholz;
  • Offenhaltung von Riedflächen;
  • Förderung einer artenreichen Waldrandvegetation;
  • Beratung von Eigentümern, die ihren Wald naturnah bewirtschaften;
  • Erwerb und Errichtung von Dienstbarkeiten an ökologisch interessanten Gebieten;
  • Wissenschaftliche Betreuung der ausgesonderten Gebiete.
Zweck der Stiftung: Förderung der natürlichen Entwicklung von Pflanzen und Tieren
Dem Stiftungsrat gehören Vertreter folgender Institutionen an:
  • Gemeinderat Meilen (Stiftungsaufsicht),
  • Professur für Waldbau der ETHZ,
  • Universität Zürich,
  • Wald-Grundeigentümer,
  • Kantonales Amt für Raumplanung,
  • Kantonales Oberforstamt oder Kreisförster,
  • lokaler Naturschutzverein.
Der Stiftungsrat ist für die Einhaltung des Stiftungszweckes verantwortlich.
Im Verkehrsrichtplan der Gemeinde Meilen sind auch alle Fusswege enthalten. In diesem Plan ist vorgesehen, dass der Jakob Ess-Weg durchs Rappentobel verlängert werden muss (Wegteilstück D-E auf dem Bild oben). Dieser Verkehrsrichtplan ist am 25. März 1997 durch die Gemeindeversammlung von Meilen erlassen und noch im selben Jahr durch den Regierungsrat mit Beschluss Nr. 1826 genehmigt worden. Diese Planung stützt sich auf § 31 des Zürcher Planungs- und Baugesetzes und untersteht dem Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege. 1997: Gemäss rechtskräftigem Verkehrsrichtplan soll der Jakob Ess-Weg durchs Naturreservat Rappentobel führen.
Es ist nach meiner Meinung wenig sinnvoll abzuklären, wie dieser Widerspruch zwischen Naturreservat und Verkehrsrichtplan entstanden ist und welche Planung rechtlich gewichtiger ist. Es gilt vielmehr eine Lösung zu finden, in welcher die Anliegen von Spaziergängern und Naturschützern vernünftig koordiniert werden können. Rechtsstreit Naturreservat kontra Verkehrsrichtplan nicht sinnvoll. Gesucht ist vernünftige Lösung.
Es sind folgende Varianten im Rappentobel denkbar:
  • Var. 1: Wegbau D-E durchs Rappentobel. Gut angepasste Linienführung und Massnahmen, damit die Leute den Weg nicht verlassen.
  • Var. 2: Wegbau D-E durchs Rappentobel. Gut angepasste Linienführung und Massnahmen, damit die Leute den Weg nicht verlassen. Zusätzlich wird als Kompensation für die Beunruhigung des Wildes durch die Wanderer das Naturreservat um einige Hektaren erweitert.
  • Var. 3: Umgehung unterhalb über Toggwil
  • Var. 4: Umgehung oberhalb über G (Flurname Underschooss)
Aufzählung möglicher Lösungsvarianten für das Rappentobel

Jede Variante sollte studiert und anschliessend beurteilt werden bezüglich: 

  • Vor- und Nachteile für Fussgängerinnen und Fussgänger
  • Vor- und Nachteile für Pflanzen und Tiere im Naturreservat
  • Kosten (Im heutigen Zeitpunkt kann etwa folgender Kostenrahmen geschätzt werden:
    Var. 1:  Fr. 100'000 bis 200'000,
    Var. 2:  Fr. 100'000 bis 300'000,
    Var. 3 und 4 kosten nichts.
  • Realisierungschancen


In den nächsten Kapiteln werden diese Möglichkeiten generell beurteilt und dabei die Variante 3 verworfen. Die Variante 4 wird bevorzugt gegenüber den Varianten 1 und 2.

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Die Ausarbeitung von Lösungsvarianten und der Vergleich aller Vor- und Nachteile sind die Voraussetzung für einen zweckmässigen Entscheid.

Die Umgehung der Weglücken Arbach und Rappentobel

Die folgenden Abbildungen zeigen, welche bestehenden Wege benutzt werden könnten, wenn man auf den Bau der Weglücken Arbach und Rappentobel verzichten würde.
     Diese Darstellungen sind zwar sehr generell, doch zeigen sie, dass vermutlich auch ohne den Bau der Weglücken der Jakob Ess-Weg schon heute ein attraktiver regionaler Wanderweg sein könnte.
Billige, gute Lösungen sind möglich.
Darstellung in Längenprofil und Situation
A-B: Weglücke Arbach
D-E: Weglücke Rappentobel

Jede dieser beiden Weglücken kann oberhalb umgangen werden.

Die Weglücke D-E Rappentobel könnte auch unterhalb über Toggwil umgangen werden. Diese Lösung ist aus zwei Gründen schlechter als die Umgehung oberhalb über den Punkt G:
- Grösserer Höhenunterschied,
- Begehung der Autostrasse bei Toggwil.
Aus diesen Gründen wird die Umgehung über Toggwil nicht weiter diskutiert. 






Bild rechts oben: Längenprofil

Bild rechts unten: Situation
(Ausschnitt aus der Landeskarte der Schweiz, Offizielle Wanderkarte der SAW Schweizer Wanderwege 1:50'000, Blatt 226 T, Rapperswil,. Herausgegeben 1990/94 vom Bundesamt für Landestopographie. Die markierten Wanderwege sind hier dunkelrot eingezeichnet.)
  Längenprofil

  Situation

Bezeichnung
der 
Variante


Bau Weglücke
Arbach
A-B


Bau Weglücke
Rappentobel
D-E


Der Weg kann in vier theoretisch möglichen Kombinationen geführt werden. Sinnvoll ist entweder die obere oder die untere Variante. 


"Obere Variante"


JA


JA


Es werden beide Weglücken gebaut.
Dies ergibt die Linienführung
Hasenacher-A-B-C-D-E-F-Bestehender Jakob Ess-Weg.


Variante "Schonung Rappentobel"


JA


NEIN


Verzicht auf den Bau der Weglücke Rappentobel D-E.
Dies ergibt die Linienführung
Hasenacher-A-B-C-G-F-Bestehender Jakob Ess-Weg.
Diese Variante erscheint mir nicht sinnvoll zu sein. Sie wird daher nicht weiter diskutiert.


Variante "Schonung Arbach"


NEIN


JA


Verzicht auf den Bau der Weglücke Arbach A-B.
Dies ergibt die Linienführung
Hasenacher-oberhalb AB-C-D-E-F-Bestehender Jakob Ess-Weg
Diese Variante erscheint mir nicht sinnvoll zu sein. Sie wird daher nicht weiter diskutiert.


"Untere Variante"


NEIN


NEIN


Verzicht auf den Bau der Weglücken Arbach und Rappentobel.
Dies ergibt die Linienführung
Hasenacher-Bergweid-G-F-bestehender Jakob Ess-Weg.





Im nächsten Kapitel wird die obere der unteren Variante gegenübergestellt.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Verzicht auf den Bau der Weglücken Arbach und Rappentobel

Die obere Variante ist schon heute begehbar. Für die untere Variante müssten die beiden Weglücken Arbach und Rappentobel ausgebaut werden.

Die obere und die untere Variante

Bild rechts:
Die obere und die untere Variante
In der unteren Variane sind die beiden Weglücken Arbach und Rappentobel mit roten Kreisen markiert.

 

Im Grossformat des Bildes rechts sind zusätzlich die heute markierten Wanderwege mit roten Linien dargestellt (Anmerkung 17).

  Grossformat
In der folgenden Tabelle werden in der linken Spalte vier Ziele genannt:

- Ein guter Jakob Ess-Weg,

- Schutz des Rappentobels,
- Tiefe Kosten und
- Rasche Realisierung.

In der rechten Spalte "Beurteilung" wird für jedes Ziel die obere mit der unteren Variante verglichen.

Die obere Variante ist nach meiner persönlichen Meinung vorzuziehen.

Vergleich der oberen mit der unteren Variante:

Ziel


Beurteilung


Ein guter Jakob Ess-Weg
"Gut" heisst zum Beispiel bequem und landschaftlich abwechslungsreich.


Die obere Variante führt durch schöne Riedgebiete, dagegen durchquert die untere Variante das interessante Naturreservat Rappentobel. Die obere Variante hat ein ausgeglicheneres Längenprofil als die untere Variante. Persönlich beurteile ich die untere Variante als die bessere.


Schutz des Rappentobels


Falls der Jakob Ess-Weg als untere Variante durchs Rappentobel führt, würde er sorgfältig geplant und naturnah gebaut. Mit Tafeln würden die Spaziergänger gebeten, den Weg nicht zu verlassen. Ferner könnte das Naturreservat als Kompensation für die Wegimmissionen erweitert werden. Trotz dieser Massnahmen wird das Rappentobel mit der oberen Variante besser geschützt.


Tiefe Kosten


Die untere Variante kostet für den Ausbau der Weglücken Arbach und Rappentobel und für eine allfällige Erweiterung des Naturreservates 200'000 bis 400'000 Franken. Bezüglich Kosten ist die obere Variante eindeutig besserr.


Rasche Realisierung


Die obere Variante kann rascher realisiert werden als die untere Variante



Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Die Schaffung eines durchgehenden Jakob Ess-Weges

Der Jakob Ess-Weg führt vom Vorderen Pfannenstiel über den Rütihof zur Forch. Ich empfehle die obere Variante, weil diese schon vollständig gebaut ist.
     Für die untere Variante sind 93 % der gesamten Weglänge gebaut. Es bestehen zwei Weglücken Arbach und Rappentobel.
Vorschlag für drei Massnahmen zur Schaffung des Jakob Ess-Weges
1.
Die Gemeinderäte Meilen, Herrliberg und Küsnacht geben dem regionalen Wanderweg Pfannenstiel - Rütihof - Forch den Namen Jakob Ess-Weg.
     Dr. h. c. Jakob Ess wohnte in Meilen. Als Schweizer Wanderwegpionier wirkte er auch in der ganzen Region Pfannenstiel. Ich denke, dass dies die zuständigen Gemeinderäte dazu bewegen wird, den regionalen Wanderweg Vorderer Pfannenstiel - Forch nach seinem Namen zu benennen.
1.
Einheitliche Bezeichnung "Jakob Ess-Weg" in allen drei betroffenen Gemeinden
2.
Die Gemeinderäte Meilen, Herrliberg und Küsnacht signalisieren den Jakob Ess-Weg einheitlich. Sie machen dies im Einvernehmen mit der Vereinigung Zürcher Wanderwege (Webseite www.zuercher-wanderwege.ch) .
2.
Einheitliche Wegweiser auf der ganzen Länge des Jakob Ess-Weges
3.
Die Aufnahme einer Wegverbindung im Verkehrsrichtplan (Anmerkung 18) dokumentiert die Bedeutung eines Weges und kann bei allfälligen baulichen Veränderungen wichtig sein. Sowohl die Region Pfannenstiel als auch die einzelnen Gemeinden haben Verkehrsrichtpläne für Fuss- und Wanderwege. Diese werden von Zeit zu Zeit revidiert. Die Gemeinderäte von Meilen, Herrliberg und Küsnacht ersuchen in einer gemeinsamen Eingabe die Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (Anmerkung 19) , den Jakob Ess-Weg als regionalen Wanderweg im regionalen Verkehrsrichtplan Pfannenstiel aufzunehmen.
     Die kommunalen Verkehrsrichtpläne werden bei einer kommenden Revision bezüglich des Jakob Ess-Weges ebenfalls ergänzt.
3.
Ergänzung des regionalen Verkehrsplanes Pfannenstiel
Anmerkung 18: Planungs- und Baugesetz des Kantons Zürich, 2. Abschnitt Richtplanung, insbesondere § 30 und 31
Anmerkung 19: Präsident der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel ist Kurt Stettler, Drusbergstrasse 3, 8634 Hombrechtikon. Email-Adresse k.stettler@see-web.ch. Die Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel hat die Webseite www.zpp.ch.

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Der Jakob Ess-Weg in Bildern

Bild rechts:
Ausgangspunkt des Jakob Ess-Weges ist der Vordere Pfannenstiel, erreichbar mit dem Pfannenstiel-Bus (www.pfannenstiel.ch).
Foto 2001
Bild rechts:
Der Rastplatz Hirzenberg
Foto 2001
Grossformat
Bild rechts:
Blick auf den Zürichsee und auf Meilen
Foto 1969
Grossformat
Bild rechts:
Der Jakob Ess-Weg verläuft über längere Strecken auch im Wald
Foto 2001
Grossformat
Bild rechts:
Ausblick auf den Albis
Foto 1969
Grossformat
Bild rechts:
Weg vom Weiler Hasenacher zum Rütihof
Foto 1969
Grossformat
Bild rechts:
Im Küsnachter Berg öffnet sich der Blick zur Forch
Foto 1969
Grossformat
Bild rechts:
Auch das andere Ende des Jakob Ess-Weges ist mit einem öffentlichen Verkehrsmittel erschlossen, mit der Forchbahn.
Foto 1969

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

 
Paul Märki, Webseite vom 30. 11. 2001, letztmals revidiert am 07. 01. 2010